Ostdeutsche Jugendliche

Titel: Ostdeutsche Jugendliche : vom DDR-Bürger zum Bundesbürger / Uta Schlegel ... (Hrsg.)
Beteiligt:
Veröffentlicht: Opladen : Leske + Budrich, 1997
Umfang: 482 Seiten : Diagramme
Format: Buch
Sprache: Deutsch
RVK-Notation:
Schlagworte:
ISBN: 3810016802

Nach den Forschungsbefunden des ZAROF seit 1990 haben Berufswahl und Erwerbstätigkeit für ostdeutsche Jugendliche bei der Konzeptionierung ihres zukünftigen Lebens eine zentrale Bedeutung. Überwiegend, jedoch unsiche­ rer, binden sie auch persönlich-familiale Lebensvorstellungen darin ein, und nicht selten orientieren sie sich zudem an beruflichen Lebenserfahrungen und Wegen der Eltern. Weder bei den ostdeutschen Jugendlichen insgesamt, noch bei den jungen Frauen waren resignative Rückzüge aus der Erwerbstätigkeit festzustellen. Wahrscheinlicher als eine "weibliche" Lösung der Arbeitsplatz­ bzw. Erwerbslosenproblematik ist, daß das Problem Familie (und ganz be­ sonders ihrer Vereinbarkeit mit dem Beruf) verstärkt auf die Tagesordnung gesetzt werden muß. Die Ehe verliert für Jugendliche zunehmend an Attrak­ tivität. Zugleich führten berufliche, gesellschaftliche und ökologische Proble­ matisierungen - im Zusammenhang mit der antizipierten Verantwortung als potentielle Eltern - gerade in den neuen Bundesländern in steigendem Maße dazu, daß Jugendliche eine beabsichtigte Kindesgeburt zeitlich deutlich nach hinten verschoben, spätere eigene Kinder in Frage stellten oder sogar defini­ tiv auf Kinder verzichten wollten. FriedrichlFörster (1994:150) erwarten bei den Jugendlichen in den neuen Bundesländern infolge der "Wende" einerseits eine "weitere Annäherung an die westdeutschen Strukturen der Werte- und Lebensorientierungen", ande­ rerseits jedoch auch "Unterschiede in den Einstellungen, Motiven, Verhal­ tensweisen bei Jugendlichen in Ost und West (für) noch längere Zeit", die sich eventuell teilweise und in Abhängigkeit von der Unterschiedlichkeit der Lebensverhältnisse in beiden Landesteilen noch verstärken können (150).