Unsere Stunde Null
Titel: | Unsere Stunde Null : Deutsche und Juden nach 1945: Familiengeschichte, Holocaust und Neubeginn / Gottfried Wagner ; Abraham J. Peck |
---|---|
Verfasser: | ; |
Veröffentlicht: | Wien: Böhlau, 2006 |
Umfang: | 428 Seiten, [16] Blätter : Illustrationen |
Format: | Buch |
Sprache: | Deutsch |
RVK-Notation: |
·
|
ISBN: | 3205773357 ; 9783205773351 |
Hinweise zum Inhalt: |
Rezension
Inhaltsverzeichnis |
Wie sehen Juden die Deutschen und wie sehen Deutsche die Juden nach dem Holocaust? Können sie irgendetwas von ihrer Beziehung vor 1933 retten? Deutsche, zumal deutsche Historiker, versuchen neuerdings das dÃ"stere Bild zu weiten und mit dem Hinweis auf historische Zeiten des positiven Zusammenlebens zu erhellen, was fÃ"r viele Juden schwer möglich ist. Sie leiden noch zu sehr an der schrecklichsten Zeit dieser gemeinsamen Familiengeschichte. Diese Zeit bleibt die groÃe Mauer, vor der die einen, die Deutschen, mit Schweigen oder zaghaften Versuchen des Dialoges stehen - des Dialoges mit Menschen, fÃ"r die die gemeinsame Geschichte nur eines bedeutet: die Geschichte vernichteter, abgestorbener Familienzweige.Um den Beginn eines wirklichen Dialogs zwischen Deutschen und Juden und vielleicht sogar eine Art Heilung zu erreichen, mÃ"ssen die, die nach 1945 geboren wurden, eine persönliche Verbindung zu dieser Geschichte finden. Sie mÃ"ssen wissen, was mit ihren Eltern und in ihren Familien passierte. Die Erlebnisgeneration selbst - ob Deutsche oder Juden - war dazu nicht in der Lage! Beide verdrängten. Die einen, weil sie ihr Wissen fÃ"rchteten und in vielen Fällen um ihre Schuld wussten. Die anderen, weil ihr schreckliches Erleben sie am Leben hinderte. Das Ergebnis war Sprachlosigkeit. In deutschen und jÃ"dischen Familien und mehr noch zwischen Deutschen und Juden.Gottfried Wagner und Abraham Peck wollten diese Mauer der Sprachlosigkeit durchbrechen. Ihr Versuch, ins Gespräch zu kommen, war alles andere als einfach. Beiden war bewusst, dass der Dialog nicht ohne emotionale Folgen bleiben wÃ"rde. Zumal die Konstellation der Autoren einzigartig ist: Da ist der Sohn eines Vaters und einer Mutter, die als einzige Mitglieder zweier groÃer Familien den Holocaust Ã"berlebt hatten. Und da ist der Urenkel Richard Wagners, Sohn einer der berÃ"hmtesten und politischsten Familien Deutschlands, die tief verstrickt war in Hitlers Wirken und Wollen. Abraham Peck und Gottfried Wagner wagten den steinigen Weg des offenen Gespräches, um zu verstehen, wie sie das Erbe ihrer jeweiligen Familiengeschichten geprägt hat und wie sie mit dieser Prägung leben. Ãber das Persönliche hinaus geht es den Autoren um die Ãberwindung von Angst, Misstrauen, Hass und Schuldzuweisungen, die jede Form eines wirklichen Dialogs zwischen Deutschen und Juden der zweiten und dritten Generation nach 1945 unmöglich zu machen scheinen. Mit ihrem Dialog wollen Wagner und Peck ihre Familiengeschichten als Teil einer historischen Erkenntnis begreifbar machen. Statt Schönrederei fordern sie die Bereitschaft, aus den eigenen Erfahrungen der Vergangenheit fÃ"r die Gegenwart zu lernen und zu handeln.Gottfried Wagner, Regisseur und freiberuflicher Musikhistoriker mit Schwerpunkt deutsch-jÃ"dische Geschichte des 19.und 20. Jahrhunderts (u.a. Antisemitismus und Musik, Kurt Weill, "Entartete Musik", Kultur in Theresienstadt), setzte sich mit der Geschichte des 3.Reichs und des dessen Folgen bis heute in Verbindung mit dem Antisemitismus von Richard Wagner, seinem UrgroÃvater, und den engen Kontakten der Familie Wagner zu Hitler auseinander. Er ist besonders an ethischen Fragen nach dem Holocaust interessiert.Abraham J. Peck, leistete Pionierarbeit als Historiker im Bereich der Geschichte von Holocaust-Ãberlebenden und der jÃ"dischen Internierungslager (Jewish DP camps) nach 1945. Er ist Direktor des akademischen Beirates fÃ"r Christlich-JÃ"disch-Islamische Post-Holocaust-Studien an der Universität von Southern Maine in Portland/USA, lehrt dort im Fachbereich Geschichte und ist als amtierender Wissenschaftler fÃ"r Judaistik am Sampson Center fÃ"r Diversity mit Schwerpunkt Ãberwindung von religiösen Konflikten tätig.Beide Autoren sind die BegrÃ"nder der Post-Holocaust-Dialog-Gruppe (1992). Ihre Dialogarbeit ist besonders den Post-Holocaust Generationen gewidmet. Beide verbindet das Engagement fÃ"r Menschenrechte und zwischenreligiöse Dialoge als Reaktion auf ihre Le