Fiktion des Anfangs

Titel: Fiktion des Anfangs : literarische Kindheitsmodelle bei Jean Paul und Adalbert Stifter / Beatrice Mall-Grob
Verfasser:
Veröffentlicht: Stuttgart : Metzler, 1999
Umfang: 414 Seiten ; 21 cm
Format: Buch
Sprache: Deutsch
Schriftenreihe/
mehrbändiges Werk:
M-&-P-Schriftenreihe für Wissenschaft und Forschung
Hochschulschrift: Dissertation, Universität Basel, 1998
RVK-Notation:
Schlagworte:
ISBN: 3476452115
Buchumschlag
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Vom späten 18. Jahrhundert an wurde Kindheit in bislang unbekanntem Ausmaß zum Gegenstand der Rede. Die vorliegende Arbeit untersucht, wie fiktionale Texte die Rede bereichert haben. Sie unterscheidet eine separierende Rede, die das Kind als Anderes in Distanz rückt, von einer integrierenden Rede, die das Subjekt vom Lebensanfang her zu verstehen sucht. Im Zentrum der Untersuchung steht das produktive Zusammenspiel dieser Konzeptualisierungen in poetischen Texten von Jean Paul und Adalbert Stifter. Die Analyse zeigt, dass Fiktionalität fremdartige Modellierungen der Psychogenese ermöglicht, indem sich die Reden vom Kindlichen und vom Unbewußten ästhetisch überlagern. Kindheit als Göttliches oder als Wildes kann metaphorisch jene Leerstelle besetzen, die Erinnerung und Bewusstsein unzugänglich ist. Dass sich der Anspruch auf Lesbarkeit des Unbewußten, der sich in der Freudschen Psychoanalyse erneuert, gerade in der Fiktion geltend machen kann, verdeutlicht der Blick auf theoretische Texte beider Autoren. Der fiktionale Zugriff auf das Ungreifbare produziert aber auch Widersprüche. Mit den Parametern Lacans werden diese gegenläufigen Textspuren in ihrer Subversität wahrnehmbar.