Zusammenfassung: |
Abstract: Edgard Varèses großes Spätwerk Déserts (Uraufführung 1954) ist eines der ersten Werke der Musikgeschichte, das elektronisch reproduzierte und bearbeitete Klänge mit herkömmlichen Instrumentalklängen in einem Werkkonzept vereint. Die disparate mediale Disposition des Werks mit zwischen Instrumentalteilen eingefügten Tonbandkompositionen, die über ein Stereo-Lautsprechersystem wiedergegeben werden, sowie die Aussage Varèses, er habe Déserts als „ein Ganzes“ konzipiert, werfen einerseits die Frage auf, inwiefern kompositorische Bezüge zwischen den verschiedenen Werkbestandteilen bestehen. Andererseits regen sie aber auch zum Nachdenken über die ästhetischen Implikationen eines solchen multimedialen Werkkonzepts an.Die vorliegende Arbeit legt zunächst, ausgehend von den im Nachlass Varèses erhaltenen Quellen und unter Zuhilfenahme digitaler Analysewerkzeuge, eine detaillierte Analyse der verschiedenen Fassungen der Tonbandinterpolationen von Déserts vor und versucht anschließend eine Einordnung der Ergebnisse vor dem Hintergrund eines als „ein Ganzes“ verstandenen Werkkonzepts. Dabei treten zum einen kompositorische Strategien zutage, die sich sowohl in den Instrumentalteilen als auch in den Tonbandinterpolationen identifizieren lassen. Zum anderen, wird deutlich, wie gerade durch die zunächst vielleicht unvereinbar erscheinende Verbindung von instrumentalen mit elektronisch reproduzierten bzw. erzeugten Klängen Varèses Vorstellung von Musik als „Organized Sound“ zum Tragen kommt
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